Die fahrt nach Oaxaca führt durch wunderschöne Gebirgslandschaften, wieder sehr kurvenreich, dann aber Großteils auf Autobahnen, eine angenehme Abwechslung, jedoch auch hier gibt’s immer wieder Reductoren


Oaxaca de Juárez gilt als die Kulturhauptstadt und eine der sichersten Städte Mexikos es gibt viele Museen, Kunst-Galerien und Street-Art findet man hier auch überall
als Thomas und ich am Hauptplatz ankommen, ist der voll mit Leuten, gleich 2 Bühnen aufgebaut und in der Luft fliegen so komische „Stäbe“ herum
es ist der Abschluss der ganzen Weihnachtsfeierlichkeiten, denken wir jedenfalls und gehen dem nicht weiter nach



Wir landen im „Hostel Zipolite“, das sehr günstig, aber nicht besonders gemütlich erscheint, sind aber dann zu müde um noch weiterzusuchen und schlafen eine Nacht in diesem Gefängnis > von 0-6 Uhr ist hier der Eingang verschlossen
am nächsten Tag bekommen wir von unserem Mitbewohner eine kleine chiropraktische Massage direkt am Gehsteig er dreht, biegt und knackst uns nur so her, ich hoffe das es meinem Rücken nicht wieder schadet, mein Körper fühlt sich danach aber sehr entspannt an



Wir ziehen um ins „Hostel Chocolate“, welches mir gleich gut gefällt, mit dem Dormitorio im obersten Stock neben der Terrasse wir laden kurz unsere Sachen ab, denn wir haben großes vor heute > wir fahren zu einem Naturwunder

Die versteinerten Wasserfälle – Hierve al Agua, was kochendes Wasser bedeutet
In einer fantastischen Landschaft mit Bergen so weit das Auge reicht, finden sich natürliche Poos mit mineralhaltigem Wasser und Felsen die eben wie versteinerte Wasserfälle aussehen

Die Landschaft ist atemberauben und die Atmosphäre fühlt sich magisch an es ist sehr windig und dadurch angenehm unter der mexikanischen Sonne und das Wasser ist nicht kochend, sondern kalt



Wir lassen das mit dem Baden gehen und starten einen der unzähligen Wanderwege, wo man weitere „Wasserfälle“ über magische Pfade findet












Nach dieser Wanderung brauchen wir erstmal eine Stärkung. Ausnahmsweise aber kein Alkohol, sondern wir entdecken „Boing“ ein sehr stark zuckerhaltiges Getränk, das uns wieder Energie gibt


Thomas hat durch das „Boing“ offenbar wirklich viel Energie und will jetzt unbedingt in eine Mezcaleria und eine Verkostung machen. Ich bin nicht so überzeugt, bin ich doch etwas müde von der Wanderung, lass mich dann aber doch überreden wir fahren erst mit dem Colectivo aus dem Tal raus und müssen dann umsteigen. Während wir auf den lokalen Bus warten versucht er am Handy abzuchecken ob sich in der Nähe eine Mezcaleria finden lässt, weil das Umland um Oaxaca ja voll davon sein soll und fragt dann einen Tuktuk-Fahrer
der weiß nicht so recht und ruft einen Freund an. Nach dem Gespräch willigt er ein uns wohin zu fahren und wir steigen ein. Ziemlich im nirgendwo ein großer Hof mit Mezcal-Manufaktur aber kein Mensch ist hier
nach kurzer Zeit kommt ein junger man und Thomas fängt mit ihm auf spanisch zu reden an. So etwas wie, „wir hätten gerne eine Führung mit Mezcalverkostung“
er, wahrscheinlich der Sohn des Hofbesitzers schaut uns etwas verdutzt an, führt uns dann aber in einen Raum mit einer großen Bar und vielen vielen Flaschen
er erzählt etwas über Mezcal und schenkt uns einen aus – ziemlich gut
wir stehen so da und irgendwie scheint es so als würde es nicht weiter gehen
da erklärt ihm Thomas nochmal, das wir gerne unterschiedliche Mezcales trinken wollen > jetzt hat er es verstanden, er nickt und ruft am Handy kurz jemanden an
danach willigt er ein > für 150 Pesos dürfen wir ein paar Mezcales verkosten



Nach dem ganzen führt er uns dann sogar noch in der Betriebsstätte herum. Vor dem Fabriksgebäude wachsen die verschiedenen Agaven-Arten dessen Endprodukt wir gerade freudig konsumiert haben und er erklärt uns den Produktionsprozess im Dunklen
mit Taschenlampen können wir uns aber gut aushelfen und unser Amigo kennt sich offensichtlich sehr gut aus



Oaxaca selbst ist eine wunderschöne Stadt mit vielen Plätzen, Kirchen und Lokalen außerdem gibt’s hier scheinbar wieder Covid > viele Menschen tragen Maske, auch draußen auf der Straße, alleine im Auto oder sogar auf dem Moped
es ist jedoch nirgends Pflicht, außer im wunderschönen Markt „Mercado de 20 Noviembre“


Thomas fährt am nächsten Tag gleich wieder weiter > seine Freundin kommt ihn auf seiner Reise besuchen, die noch bis Ende Juni geplant ist und so macht er sich auf den Weg nach Mexiko-City um sie dort abzuholen ich hab vor noch länger zu bleiben und die sehr gemütliche Atmosphäre zu genießen


Direkt wenn man aus der Türe vom Dormitorio rausgeht steht man auf der sehr großen Terrasse mit mehreren Tischen und Stühlen, was früher wahrscheinlich ein Restaurant war, auf der einen Seite. Auf der anderen Seite befindet sich ein Käfig ein eingezäunten Bereich, wo man seine Kleidung aufhängen kann
hier mach ich’s mir jeden Morgen nach dem Aufstehen gemütlich zum Meditieren
Atemmeditation 😉


Unter Tags bin ich viel in der Stadt unterwegs, erkunde dabei sämtliche Gassen und Lokalitäten, am Abend chille ich meist auf der Terrasse, schreibe, male oder mach was am Laptop ich erklimme einen Hügel in der Stadt und genieße die wunderschöne Ausschicht



Weil das mit dem herumwandern so gut klappt mit meinem Kreuz und am nächsten Tag Sonntag ist, wo viele Touristenattraktionen kostenlos sind, wurde mir gesagt, nehme ich mir eine größere Wanderung vor. Ich habe schon öfter von der berühmten Tempelanlage am „Monte Alban“ gehört, die zu Fuß etwa 3 Stunden entfernt liegt und so nehme ich mir vor dorthin zu spazieren
meine Unterkunft heißt „Hostel Chocolate“, da sie hier auch süßes, schokoladiges Gebäck und dazugehörige Getränke verkaufen. Der Café ist nicht nur „mucho gusto“, sondern sogar „muy rico“ > ich gönn mir noch einen und starte lot
Am Weg komme ich bei einem Markt vorbei, der sehr viel günstiger ist, als die Touristenmärkte im Zentrum, komm ich drauf und ich kaufe mir noch ein paar vorgeschnittene Früchte im Plastiksackerl. Noch in der Stadt merke ich wie viel Verkehr in Richtung der Tempelanlage fährt. Unzählige Colectivos und Tuktuks rollen am mir vorbei (i finds übrigens göttlich, dass a Rikscha-Emoji gibt)
Ich überleg mir aufgrund der Hitze mir das Leben auch leichter zu machen, wähle dann aber doch die Adventure-Tour lange Zeit noch in der Stadt unterwegs gelange ich nach einer anfangs endlos erscheinenden Stiege in die Natur
sehr schön denk ich mir und gehe in die Richtung wo ich glaube die Tempelanlage zu finden. Da kommt mir ein junger Mann entgegen, er lächelt mich an und fragt wo ich denn hin will. „Monte Alban“ sage ich und er zeigt mir an in die andere Richtung zu gehen
„komisch“ denk ich mir, aber ich dreh mal um, wär nicht das erste Mal, dass mein Navi mich nicht richtig leitet, hab aber vor das dann gleich nochmal zu checken. Kurz darauf treffe ich auf einen anderen Wanderer, der mich ebenfalls fragt wo ich den hinwill. Er versichert mir, es ist die andere Richtung, also dreh ich mich wieder um und geh mit ihm mit > wenn man in Mexiko 5 Leute nach dem Weg fragt bekommt man 4 unterschiedliche Antworte, in dieser Situation allerdings dachte ich mir schon, dass der Typ mich in einen Hinterhalt locken wollte
als er uns dann entgegenkommt bin ich mir der Sache sicher
Weil der Mann so langsam geht und ich denke der Situation entronnen zu sein, schließlich sind hier ja Wanderer unterwegs und es sollte ja nicht mehr weit sein, setze ich meinen Weg alleine fort die Strecke zieht sich ganz schön und die Mittaghitze macht mir zu schaffen, da werd ich von einem jungen sportlichen Mann überholt. Beim vorbeirennen lächelt er mich an und ich bekomm wieder ein ungutes Gefühl, geh aber weiter. Als ich dann kurz danach den anderen Typen, der mir den falschen Weg angezeigt hat hinter mir erblicke weiß ich was mir gleich blüht
er fragt mich um Wasser, ich überleg noch wegzulaufen, da sehe ich den anderen, der mich gerade überholt hat wieder in meine Richtung gehend imd ocj gebe ihm meine Wasserflasche aus dem Rucksack, den ich vor mich hinstelle > kA vielleicht in der Hoffnung, dass meine nette Geste einen positiven Einfluss auf die folgende Situation hat 🤷♂️ er trinkt, verschließt die Flasche, stellt sie auf den Boden und die Stimmung schaltet um ⚫ sie zücken beide ihr großes Küchenmesser und bedrohen mich damit 🔪 die Klingen funkeln im Schein der Mittagssonne, sie sagen etwas auf spanisch, was ich zwar nicht versteh, aber offensichtlich werd ich hier gerade ausgeraubt 🐛 die Hände gefaltet steh ich da und bring nurmehr „por favor no, por favor“ raus, während der eine meine Geldtasche aus der einen und dder andere mein Handy aus der anderen Hostentasche zieht 💸 sie nehmen sich meinen Rucksack vor, haben meine Decke, dann meine Stifte und Zeichenblock in der Hand 😡 es kommt mir so vor als spielen sie das Spiel „good robber“ und „bad robber“ > der eine mit der Geldtasche gibt mir noch sämtliche Karten zurück, u.a. auch meine Bankomatkarte, die ich sonst nie mit hatte 🍀 die Kreditkarte behält er sich , die war aber e fake 😎 den anderen versuch ich noch irgendwie mitzuteilen, dass er die Simkarte aus dem Handy nehmen soll, der wird aber immer mega aggressiv wenn ich was sage und bedroht mich dann wieder mit dem Messer 🦍 ihm hab ich auch das Wasser gegeben, hat also nichts gebracht 😝
Sie ziehen von dannen, ich steh da und muss mich erstmal zurecht finden Glück im Unglück, haben sie „nur“ mein Handy, meine wertlose Geldtasche mit 500 Pesos (= 25 Euro) und meiner alte Kreditkarte drin und von der Vordertasche des Rucksacks meine Sonnenbrille genommen
so komm ich vorerst zum Schluss, dass ich grad e nicht viel machen kann und will meine Wanderung fortsetzen. Ich geh noch ein kleines Stück weiter, wo ich auch gleich schon zur gut befahrene Hauptstraße gelange, die meine Rettung gewesen wäre. Kurz darauf mach ich mir bewusst, dass ich wenig Wasser mit hab und kein Geld, deshalb kehre ich doch um voller trotz, war ich doch so nah dran
Der Weg zurück ist weit, bin ich doch schon 2,5 Stunden unterwegs gewesen. Viel Zeit um über die Situation nachzudenken > „in da scheiß-sichersten Stodt vo Mexiko werd i ausgraubt“ voller Wut über mich selbst, warum ich nicht gleich umgekehrt bin, wo ich doch die Situation erkannt hätte und hät ich doch mein altes Handy nehmen sollen, dass ich genau für solche Fälle mithabe.. und warum hab ich eigentlich noch immer meine Sim-Karte drin gehabt, wo ich sie doch schon seit 2 Monaten kaum noch benötige
jaja, > „hät i, wenn i, dad i…“
Ohne Handy kein Navi, nach einiger Zeit verlier ich die Orientierung und hab auch kein Wasser mehr, deshalb frag ich jemanden nach dem Weg > war ganz gut unterwegs, nur grad in die falsche Straße eingebogen zu Hause angekommen endlich wieder gefühlt in Sicherheit, eine warme Dusche und dann sofort zum Laptop
wem soll ich bescheid geben? Was brauch ich? Wie kann ich meine Nummer wieder aktivieren? Kann ich mein Handy orten?
Das wird mir alles zu viel, ich schwanke zwischen – „ich besauf mich jetzt einfach hart“ und „ich versuch es irgendwie zu verarbeiten“ – nach kurzem aber hartem Ringen entscheide ich mich für letzteres und geh mal eine Runde durch die Stadt spazieren wo ich mich auch immer sicher gefühlt hab innerlich ziemlich aufgewühlt laufe ich durch die Gassen, weiß nicht ganz wohin mit mir, will nach der kostspieligen Wanderung auch grad kein Geld mehr ausgeben und setz mich mal zu einer Kirche
ich sitz da so mit grimmiger Miene und schreib in mein Tagebuch um meine Gedanken zu ordnen, da bittet mich einer um Geld, „no“ sagen ich und schüttle den Kopf. Ich schreibe und reflektiere weiter die Situation, kommt kurze Zeit später noch einer daher, der mich um Geld fragt, „no“ sage ich etwas verärgert, bin ich doch vorhin gerade um einiges erleichtert worden
kurz darauf kommt noch so ein Typ daher und fragt mich auf englisch „Can you borrow me 7 Pesos?“
ich schau ihn an und er erzählt mir irgendeine Geschichte von wegen er hat seine Schlüssel im Auto eingesperrt mit Geldtasche und wartet auf den Service und er würd sich gerne ein Bier kaufen… ich schau ihn an und sag: „I just got robbed“
daraufhin unterhalten wir uns ein bisschen und er ist der erste Mensch dem ich erzählen kann was mir gerade widerfahren ist und er hört mir aufmerksam und mitfühlend, so scheint es zumindest, zu
ich finde noch 7 Pesos in meinem Rucksack, was sie mir neben meinem schweizer Taschenmesser, was auch in der Vordertasche drin war nicht klauten und gebe sie ihm. Er freut sich und sagt, wenn er wieder zurück kommt, malt er mir ein Bild
mir ist das grad eher egal und ich schreibe weiter in meinem Tagebuch was mir hilft von dem Ärger wegzukommen. Ein paar Minuten später kommt er zurück mit einer Dose Bier in der Hand und fragt mich ob ich einen Blockzettel hab > ich hol meinen Zeichenblock und Stifte raus und gebe sie ihm
kniend auf dem Pflaster vor der Kirche nimmt er zuerst einen roten Stift und macht geschwungene Linien, sieht zwar gekonnt aus, doch ich kann nicht erkennen was es sein soll
dann nimmt er den blauen und das gleiche nochmal, sehr schwungvolle Bewegungen > es dauert kurz, aber dann kann ich’s erkennen
er gibt mir die Zeichnung als Geschenk und fordert mich auf etwas zu Zeichnen, hab ja ich das ganze Zeug mit und so fang ich auch an etwas zu malen
ich find gefallen dran und irgendwie schaut’s ganz gut aus was ich da mache. Da fängt er an damit, dass er den Direktor der Kunsthochschule kennt und ab da an, will er mich zum Künstler machen
nach ein paar Minuten wird mir die Sache zu blöd, bin aber froh das er mich auf andere Gedanken gebracht hat
ich schenk ihm noch mein Bild nachdem er gemeint hat, dass er’s um 100 Dollar verkaufen kann und verabschiede mich mit Freuden


Auf dem nach Hause Weg hol ich mir noch ein paar Tacos und chill mich dann auf die Terrasse. Danach hole ich meine Zeichenblock raus und versuch das Bild, das ich ihm vorher Geschenkt hab nochmal zu malen. Dazu ein paar schluck meines geliebten Vodkas und irgendwie schaff ich es die Situation ganz gut sein lassen zu können. Vor allem aufgrund eines Satzes, der mir seitdem Na’ama und mich die Welle überrollt hat und mir auch schon den ganzen Tag nach dem Raub durch den Kopf geht und mir halt gibt > „Everything happens for a Reason“ ❣️

Tja, es bleibt spannend hier eine kleine Vorbereitung zu meinem nächsten Beitrag:
> https://www.netflix.com/watch/81164527?trackId=255824129